Ein letzter Ruheort – ohne Name
Kein Grabstein, kein Name, keine Markierung. Die Menschen, die auf der großen Wiese des Koblenzer Hauptfriedhofes beigesetzt wurden, wollten es genau so: anonym. Eine neue, möglicherweise fragwürdige Entwicklung in unserer Bestattungskultur?
Nicht ganz. Laut FAZ wünscht sich inzwischen jeder dritte ostdeutscher Bürger eine schlichte anonyme Bestattung; in den Großstädten Berlin, München und Hamburg wird beinahe die Hälfte der Verstorbenen auf diese Weise beigesetzt. Anonyme Beisetzungen sind längst keine Besonderheit, keine Seltenheit mehr. Warum ist das so? Oft steckt der Gedanke dahinter, niemandem zur Last fallen zu wollen. Die Grabpflege entfällt, es gibt auf dem Grabfeld meist eine zentrale Stelle für Kerzen, Blumen. Die Pflege der Fläche übernimmt die Stadt. Bei einer anonymen Bestattung wird nicht nur auf einen Grabstein verzichtet. Auch ist es in der Regel nicht gestattet, bei der Beisetzung anwesend zu sein. Daher wird die anonyme Bestattung oft auch als stille Beisetzung bezeichnet. In vielen Städten, auch in Koblenz, wurde diese Regel gelockert. In diesen Fällen ist oft von einer halbanonymen oder teilanonymen Bestattung die Rede. Das bedeutet, dass Sie als Angehörige bei der Grablege anwesend sein dürfen.
Was entlastend gemeint war, kann allerdings für Angehörige schnell zur Belastung werden. Denn für viele Trauernde ist es sehr wichtig, Blumen an ein Grab bringen zu können oder eine Kerze anzuzünden. Wenn eine anonyme Beisetzung ohne Angehörige stattfindet, passiert es oft, dass sie beim jeweiligen Friedhof nachfragen, wo sich die letzte Ruhestätte befindet – auch wenn der Verstorbene das eigentlich nicht wollte. Bei den anonymen Grabstätten ist es auch meistens nicht möglich, sich gemeinsam bestatten zu lassen – also keine „Partnergräber“. Im Gegensatz zu einem Urnenwahlgrab können hier nicht mehrere Urnen an einer Stelle beigesetzt werden. So wissen Sie auch nicht, wenn der Tote besucht wurde. Zu sehen, dass auch andere Menschen die Grabstelle besuchen, dadurch dass Blumen oder anderer Grabschmuck abgelegt wurde, kann sehr tröstlich sein. Es zeigt, dass der Tote nicht vergessen wurde und um ihn getrauert wird.
Eine Alternative zu anonymen Gräbern sind Gräber mit Kissenstein: es gibt sowohl Einzel- als auch Partnergräber, die Grabpflege entfällt (auch hier gibt es eine zentrale Ablegestelle für Blumen, Kerzen etc.) – jedoch ist die Begräbnisstelle der Urne bekannt, und Angehörige haben einen Ort der Erinnerung. Alle Grabsteine sind bei den Einzelgräbern identisch, bei der Wahl eines Partnergrabes müssen Sie einen Steinmetz beauftragen. Die Grabpflege vereinfacht sich – und entfällt komplett.
Im Rahmen einer Vorsorge wird Ihnen der Berater jegliche Bestattungs- und Gräberarten erläutern. Sollten Sie sich für eine anonyme Beisetzung ohne Angehörige entscheiden wollen, ist es ratsam, mit ihnen darüber zu sprechen und Ihre Gründe offen darzulegen.